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„Für Life-Style sind wir die falsche Adresse“

  • Autorenbild: Claudia Wimberg
    Claudia Wimberg
  • 23. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Dr. Ralf Weise über Abnehmspritze als neues Angebot der Friesoyther Adipositas-Abteilung


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Sie wird national wie international als „Wundermittel“ gefeiert und der Weg zum Traumkörper erschien noch nie so einfach. Selten gewinnt ein Medikament solch eine Popularität und wird nicht zuletzt publikumswirksam von Prominenten bejubelt. Seit Anfang August zählt die Abnehmspritze auch zum Angebot der Adipositas-Abteilung am Friesoyther St. Marien-Hospital.


Fritz: Wunder soll es ja immer wieder geben. Wie wundersam sind „Ozempic“ oder „Wegovy“ wirklich?

Dr. Weise: Es sind und bleiben verschreibungspflichtige Medikamente und wer „Life Style“-Effekte sucht, der ist bei uns an der falschen Adresse.


Fritz: Das heißt?

Dr. Weise: Dass es allein mit der Injektion nicht getan ist und das Bewusstsein für Bewegung und ein gesünderes Leben ein maßgeblicher Faktor bleibt, um erfolgreich abzunehmen. Wir ordnen die Einnahme als sinnvolle und effektive Ergänzung zur Adipositas-Therapie ein. Die Abnehmspritze war bisher nur Diabetikern (Typ 2) vorbehalten, jetzt ist sie zusätzlich für übergewichtige Menschen miteinem Body-Maß-Index (BMI) ab 30 zugelassen. Liegt eine Begleiterkrankung vor, die in Zusammenhang mit Adipositas steht, wie Bluthochdruck oder Gelenkverschleiß, können auch Personen mit einem BMI von 27 sie erhalten. Durch die Präparate, die unser körpereigenes Hormon GLP-1 nachahmen, wird unter anderem das Hungergefühl reduziert und dem Gehirn signalisiert: ich bin satt. Außerdem verzögert sich die Magenentleerung.


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Fritz: Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus?

Dr. Weise: Die Einnahme kann Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erschöpfung verursachen. Somit ist auch aufgrund von möglichen Begleiterscheinungen eine verantwortungsvolle, medizinische Begleitung erforderlich.


Fritz: Inwieweit spüren Sie den Hype um die Spritze?

Dr. Weise: Wir wurden immer wieder mal angefragt. Als unsere Entscheidung öffentlich feststand, GLP-1-Arzneimittel ins Programm aufzunehmen, war der Mail-Ordner dann mehr als gut gefüllt.


Fritz: Kommen alle Interessenten infrage?

Dr. Weise: Nein, weil es nicht darum geht, mal eben das Doppelkinn oder ein paar Pfunde Bauchfett loszuwerden. Ich halte das grundsätzlich auch für eine völlig falsche ästhetische Einstellung. Wir müssen nicht wie Models aussehen und uns vermeintlichen Schönheitsidealen anpassen…


Fritz: …die vielfach unerreicht bleiben…

Dr. Weise: Ein gesellschaftliches Problem, das langfristig keine Spritze lösen kann.


Fritz: Deshalb erhalten Menschen sie bei Ihnen nur, wenn sie sich gleichzeitig zu einer Ernährungstherapie verpflichten.

Dr. Weise: Ja, das Programm erstreckt sich insgesamt über ein halbes Jahr. Wer sein Leben nicht ändern möchte, hat keine Chance. Von den Kosten mal ganz abgesehen.


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Fritz: Die sind wie hoch?

Dr. Weise: Patienten, die das 18. Lebensjahr erreicht haben müssen, zahlen für die medizinische Begleitung einmalig 300 Euro, die Kosten für die Spritze, die sie sich als „Pen“ einmal pro Woche selbst setzen, betragen insgesamt 170 Euro im Monat.


Fritz: Zahlen die Kassen nichts?

Dr. Weise: Nein, bei adipösen Menschen nicht. Nur bei Diabetikern.


Fritz: Um schlank zu bleiben, müsste ich mich als übergewichtige Person also ein Leben lang spritzen…

Dr. Weise: …wenn Sie keinen Wert auf Veränderung Ihrer Gewohnheiten legen. Ja, davon ist auszugehen, ansonsten erleben Sie den JoJo-Effekt. Welche Auswirkungen die Dauereinnahme auf den Organismus hat, kann aktuell nicht gesagt werden, da Langzeitstudien noch fehlen. Fest steht jedoch, dass man nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse verliert, die entscheidend für die Stabilität und Vitalität unseres Körpers ist. Dem nicht aktiv zu begegnen, könnte fatale Folgen mit sich ziehen.


Fritz: Fatale Folgen könnte es auch haben, wenn man sich die Abnehmspritze auf dem Schwarzmarkt besorgt, der auch aufgrund von Lieferengpässen boomt?

Dr. Weise: Davon raten wir dringend ab.


Fritz: Teilen Sie die These, durch die Injektion könnten chirurgische Eingriffe zum Auslaufmodell werden?

Dr. Weise: Nein. Wer unter extremen Übergewicht leidet und einen BMI ab 50 vorweist, kommt zu fast 100 Prozent um eine OP nicht herum.



Wie berechnet man seinen Body-Maß-Index?

Sein Körpergewicht durch seine Körpergröße zum Quadrat teilen.


Beispiel: Körpergröße 1,80 Meter, Gewicht 105 Kilo


1,80 x 1,80 = 3,24

105 ÷ 3,24


Der BMI beträgt 32,407

Im Internet gibt es verschiedene Online-Rechner. Der BMI dient als Einordnung für die Klassifikation Untergewicht, Normalgewicht und Übergewicht.



Dr. Ralf Weise ist Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Friesoyther St. Marien Hospital. Der Ärztliche Direktor gründete 2007 die Adipositas-Abteilung, die heute als zertifiziertes Exzellenzzentrum zu den führenden Zentren Deutschlands zählt.


Wer sich für die Abnehmspritze interessiert, kann per Mail an Adipositas@marienstift-friesoythe.de Kontakt aufnehmen.


 
 
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