top of page

Edith Kreye schlüpft in die Rolle ihrer Großmutter Katharina Scheibe

  • Autorenbild: Claudia Wimberg
    Claudia Wimberg
  • 8. Mai
  • 2 Min. Lesezeit


Edith Kreye hat die Zeit zurückgedreht. Altenoythe befindet sich in den 60er Jahren, als sie ihre weiße Schürze über das blau-weiß gestreifte Kleid bindet, die Nylonstrümpfe zurecht zieht und sich aufs Rad setzt. „Moin Kathrine“ hört sie, als sie auf dem Kellerdamm in Richtung Waterhörn abbiegt. Das freut sie sehr, „weil es zeigt, dass die Leute sich identifizieren“, sagt die 69-Jährige, die an diesem Tag Landfrauen aus Wildeshausen begrüßt. Treffpunkt ist ihr Elternhaus, in dem auch ihre Oma lebte. Und in ihre Rolle schlüpft die Enkelin regelmäßig und lädt als Gästeführerin Einheimische wie Auswärtige dazu ein, „mit der Puppentante unterwegs“ zu sein. Gerne „up Platt“, wenn gewünscht aber natürlich auch auf Hochdeutsch.


Katharina Scheibe war fast 50 Jahre Hebamme und hat mehr als 4000 Kindern zum Teil unter beschwerlichen Umständen auf die Welt geholfen. Resolut, „aber herzlich“ beschreibt Edith Kreye ihre Großmutter, für die Helfen zum obersten Gebot gehörte. Mit dem Fahrrad, später auch mal mit dem Moped, war sie bei Wind und Wetter und zu allen Tages- und Nachtzeiten unterwegs. Neben Altenoythe auch in Kamperfehn, Ahrensdorf und Edewechterdamm. Ihren original Koffer mit allen Utensilien behält Edith Kreye in Ehren und präsentiert ihren Besucherinnen die Ausstattung: Maßband, Spritze, Eieruhr, Waage und Thermometer zählen zu einigen Utensilien. Nicht zu vergessen auch eine Bürste sowie Alkohol zum Desinfizieren. Schließlich war Hygiene unabdingbar.





Sie führt die Gruppe zunächst quer durch Altenoythe und hält an Stationen, wie das frühere Gemeindebüro oder die Kirche, die damals auch die Hebamme ansteuerte. Eine Tour über Schotter und schlecht befestigte Wege fehlt dabei „fürs Feeling der Vergangenheit“ ebenfalls nicht. „Scheiben Kathrine“ hatte es Jahrzehnte mit solchen Straßenverhältnissen zu tun und da es auch keine Straßenbeleuchtung gab, stellten sich nicht selten Nachbarn nachts mit Fackeln auf, damit sie sich orientieren konnte.


1899 wurde sie in Mehrenkamp geboren und nach der Schule vom Bürgermeister gefragt, ob sie Geburtshelferin werden wollte. 1924 legte sie dafür an der Landesfrauenklinik Oldenburg ihr Examen ab und wurde zwei Jahre später verpflichtet. Ehemann Hermann, der 20 Jahre älter war, heiratete sie 1928 und brachte selbst drei Söhne zur Welt, von denen einer bereits im Kindesalter starb. 1955 musste sie ihren Mann beerdigen. Sie lebte mit ihrem Sohn Wilhelm und Schwiegertocher Maria sowie ihren drei Enkeln unter einem Dach. „Und Oma musste einfach immer erreichbar, Urlaub gab es für sie nicht“, erinnert sich Edith Kreye noch gut an ihre Kinderzeit, in der es schon relativ früh ein Telefon gab.


Kleidung und Lebensmittel sammelte Katharina Scheibe nach dem Zweiten Weltkrieg für die mittellosen Flüchtlinge und richtete auch die Tauffeiern aus. Der Lohn einer Hebamme: Pro Geburt und bis zu zwei Tage Arbeit waren es 1961 54 Mark. 1973 gab die Altenoytherin ihren Dienst auf. Als älteste Einwohnerin ihres Ortes starb sie 1997 mit 98 Jahren.


Info: Die Kostümführungen mit Gästeführerin Edith Kreye dauern rund drei Stunden. Mit dem Rad werden rund 15 Kilometer zurückgelegt. Weitere Informationen und Anmeldungen beimVerein „Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre, Telefon 04471/15256 oder unter www.thuelsfelder-talsperre.de.



 
 
 

Comments


bottom of page